Samstag, 28. Januar 2006

Von Cochabamba nach Sucre

Letzte Woche Mittwoch sind wir abends um neun mit dem billigsten Nachtbus von Cochabamba nach Sucre losgefahren, die Ankunft sollte um sechs Uhr morgens sein.

Um zwanzig nach sechs wachte ich auf, als der Bus sich irgendwo auf der Strasse in eine Lange Reihe stehender Busse uns LKWs einreihte - ohne ersichtlichen Grund. Irgendwann ging es im anhaltenden Regen langsam weiter, und wir ueberquerten einen Erdrutsch, den einige Maenner mit Spaten und Schaufeln so bearbeitet hatten, dass die Busse wie ueber eine Rampe hinueber fahren konnten. Auf der Strasse lagen ueberall Steine bis kleine Felsbrocken, die anscheinend durch den Regen aus dem Berg geloest waren.

So fuhren wir weiter, bis die Schlange an Bussen vor einem groesseren Erdrutsch zum stehen kam. Fast alle stiegen aus und ich half zunächst, einige kleinere Steinbrocken von der Straße zu räumen. Als dann aber weitere Steine herunterkamen, die einen Menschen hätten erschlagen können und ich die grüßeren Steinbrocken sah, die mitten auf der Straße lagen. kam ich zu dem Schluss, dass es unmöglich war, ohne Räumgerät dieses Hinderniss zu überwinden. Daher zog ich mich auf die sichere Seite der Straße zurück, erkundete den weiteren Zustand der Straße und wartete ab. Eine sehr deutsche Einschätzung: nach einigen Stunden war die Straße so frei, dass sich die Busse vorbeischlängeln konnten - ohne weitere Werkzeuge als herausgebrochene Stücke der Leitplanke, die als Hebel benutzt wurden.

Einige Stunden später kamen wir zu einem kleinen Fluss, dessen Bett auf einer Breite von etwa 30m mit Schotter, Schlamm und Wasser gefüllt war, so dass die Durchfahrt nahezu unmöglich war. Einige Busse und LKW versuchten, das Geröllfeld weiter oberhalb zu durchqueren, blieben aber meist stecken. Glücklicherweise gab es hier ein kettengetriebenes Räumfahrzeug, dessen Arbeit ich allerdings in mehrstündiger Beobachtung nicht durchschaute. Anstatt einen irgendwie gangbaren Weg zu erstellen, was vielleicht 15 min gedauert hätte, oder ein Fahrzeug nach dem anderen rüberzuziehen, was vielleicht einige Stunden gedauert, aber den Stau an dieser Stelle aufgelöst hätte, schub der Fahrer irgendwie den Schotter bergabwärts - vielleicht wollte er die Straße gründlich reinigen, bevor der Lehm trocknete. Allerdings hätte letzteres wohl ohnehin noch gedauert, da ständig Wasser nachfloss. So bot sich den ZuschauerInnen folgendes Spektakel: Das Räumfahrzeug arbeitete vor sich hin, während ein Bus- oder LKW-Fahrer nach dem anderen sein Fahrezeug ins Kiesbett stürzte, in der Regel stecken blieb und eine halbe Stunde wartete, bis die Kettenraupe ihn rauszog. Dann ging das gleiche mit dem nächsten Fahrzeug weiter.

Als unser Bus nach Stunden diese Passage überquert hatte, wussten wir schon, dass in drei Kilometern der nächste Erdrutsch war - zugleich aber die letzte Blockade vor Sucre. Da Der Bus nicht weiterkonnte und ohnehin ziemlich lädiert war, ließen wir uns von einem Minibus zur nächsten Blockade bringen, die wir zu Fuss überquerten. Auf der anderen Seite nahmen wir dann ein wartendes Taxi, das uns zum Wucherpreis von 1.11 € pro Person nach Sucre brachte.

Dort kamen wir dann nach etwa 24 Stunden Reise erschöpft an - als einige der wenigen Menschen, die an diesem Tag aus Cochabamba die Stadt erreichten. Später erfuhren wir, dass in Bolivien wegen der Regenfälle der Notstand ausgerufen war und Nachtreisen auf dieser Stecke bis auf weiteres eingestellt wurden.

In den nächsten Tagen schreibe ich noch mal über die Besichtigung der Minen in Potosi, bin jetzt aber schon wieder in San Felipe zurück.

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